Vom Marktplatz zum Zeichenblock

Hallo, ich bin Elena, mittlerweile 34 Jahre alt, und ich freue mich wirklich, meine Geschichte mit euch zu teilen. Dass ich damals diesen Schritt gemacht habe – nach Deutschland zu kommen und mir meinen eigenen Weg zu suchen – macht mich heute richtig stolz.

Teil 1 – Meine Jugend

Ich bin mit meiner Familie aus Griechenland nach Deutschland gezogen, als ich zwölf war. Mein neues Leben begann in einer kleinen, engen Wohnung mit vielen Herausforderungen. Die Sprache war fremd, die Menschen ungewohnt, die Umgebung grau.

Meine Eltern wollten uns Kindern eine bessere Zukunft bieten. Ich wollte helfen. In unserem kleinen Garten wuchsen FeigenPflaumen und Zitronenmelisse, und ich begann, Marmelade zu kochen – so wie meine Großmutter es mir beigebracht hatte.

Mit zwölf Gläsern und einem kleinen Klapptisch stand ich zum ersten Mal auf dem Wochenmarkt. Ich war nervös, aber als eine ältere Dame meine Feigenmarmelade probierte und sagte: „Schmeckt nach Urlaub“, spürte ich: Ich kann etwas.

Ich baute mir Stück für Stück etwas auf – Selbstvertrauen, Selbstständigkeit, Identität. Jede Rückmeldung von Kund:innen, jede Nachfrage nach neuen Sorten stärkte meinen Glauben an mich selbst.

Teil 2 – Mein heutiges Ich

Heute bin ich Künstlerin. Ich zeichne Portraits, Erinnerungen und Lebensgeschichten für andere Menschen. Was früher in Gläsern steckte, findet heute Platz auf Papier. Jede Zeichnung ist eine neue Geschichte.

Es gab viele Momente des Zweifels: Weißes Papier, Versagensängste, der Gedanke „Bin ich gut genug?“ Doch ich erinnerte mich an das Mädchen vom Markt. Das Mädchen, das trotz Unsicherheit einfach angefangen hat – mit zwölf Gläsern Mut.

Heute zeichne ich mit Herz, mit Empathie, mit Leidenschaft. Ich bekomme Dankesnachrichten, die mir zeigen, dass mein Tun etwas bewegt. Ich habe gelernt: Es geht nicht um Perfektion – es geht ums Loslegen.

Ich bin Elena, Künstlerin, Tochter einer Migrantenfamilie, Marmeladenmädchen – und ich weiß heute: Du musst nicht perfekt sein, um etwas Besonderes zu schaffen. Du musst nur den ersten Strich machen – oder das erste Glas füllen. Der Rest wächst mit dir.